Der Tagesspiegel, 28.9.2018
Die Zersplitterung der Öffentlichkeit, die nunmehr auch in Gewalt umschlage, sei „eine Gefahr für die Demokratie“, mahnte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble in seiner Eröffnungsrede zum 52. Deutschen Historikertag. Es sei geboten, „den Anfängen zu wehren“. Doch über die viel beschworenen „Anfänge“ ist Deutschland, ist die Welt wohl schon lange hinaus. Das jedenfalls kann man den Ausführungen von Historikern, Soziologinnen und Politikwissenschaftlern entnehmen, die in Münster zum Thema „Gespaltene Gesellschaften“ vortragen und diskutieren.
Als der Historikertag vor über einem Jahr geplant wurde, sagt Eva Schlotheuber, Vorsitzende des deutschen Historikerverbandes, sei das Ausmaß an gesellschaftlicher Spaltung noch nicht in gleicher Weise augenfällig gewesen, wie das heute der Fall sei. Mittlerweile habe es „erschreckende Aktualität“. Das Moment der gespaltenen Gesellschaft wurde in Münster vornehmlich historisch, in allen Formen und Epochen, behandelt. Die aktuellen Spaltprozesse in Deutschland, Europa und der Welt bilden nur einen kleinen Teil des Programms. Dennoch stellen sie für die diesjährige Tagung den Referenzrahmen dar…