tip, 10.7.2013
Filme, die mythischen Städten wie Paris, New York, Hongkong, Buenos Aires oder Berlin ihre Aufwartung machen, haben eine lange Tradition. Auch der heruntergekommenen Schönheit und dem Rhythmus Havannas wurde mit Wim Wenders‘ „Buena Vista Social Club“ ein filmisches Denkmal gesetzt. Dem Projekt, den Puls, die Widersprüche und den zum Teil abgründigen Charme der kubanischen Hauptstadt zu porträtieren, fühlt sich auch der von sieben Regisseuren – neben Benicio Del Toro etwa Laurent Cantet und Elia Suleiman – gedrehte Episodenfilm „7 Tage in Havanna“ verpflichtet. Von „Montag“ bis „Sonntag“ werden diverse Innen- und Außenansichten der Metropole präsentiert; und natürlich unterscheiden sich die Tage der gezeigten Woche, genau wie die Regisseure, die sie jeweils gestaltet haben.
Del Toro zum Beispiel lässt die erste Havanna-Nacht eines amerikanischen Filmstudenten mit einem Transvestiten im Hotelzimmer enden. In Pablo Traperos „Jam Session“ legt der sich selbst spielende Emir Kusturica seine öffentliche Maske ab und verliebt sich in die musikalische Leidenschaft eines afrokubanischen Trompeters. Wobei es dem Zuschauer bei aller Leichtigkeit der Episode schwer fällt, die großserbisch-chauvinistischen Eskapaden des echten Kusturica auszublenden. Etwas sperrig ist Elia Suleimans Segment „Diary of a Beginner“: Auch Suleiman spielt sich selbst und beschreibt in seltsam entrückten 15 Minuten seine völlige Distanz zum kubanischen Esprit. Gewohnt düster ist „Ritual“ von „Irreversibel“-Regisseur Gaspar Noé: Ein lesbisches Mädchen muss eine exorzistische Praktik über sich ergehen lassen, die fast den kompletten Freitag einnimmt. Laurent Cantet schließlich dreht, wie schon in „Entre les murs“, fast ausschließlich mit Laien und verschränkt den dokumentarischen Blick auf ein Fest der Santerнa-Religion mit komödiantischen Elementen. Nicht alle der nur sehr lose miteinander verbundenen, mal heiteren, mal melancholischen Episoden haben die gleiche Qualität, wie auch die Tage einer wirklichen Woche zumeist variieren. Selbst als ästhetischer Flickenteppich wirft der Film aber interessante Schlaglichter auf eine vielschichtige Stadt.