Der Tagesspiegel, 13.11.2018
Seit 50 Jahren ist Isaria Anael Meli auf der Suche nach dem Schädel seines Großvaters. Chief Mangi Meli, Held des tansanischen Widerstands gegen die koloniale Gewaltherrschaft im einstigen Deutsch-Ostafrika, wurde erhängt und enthauptet, sein Kopf vermutlich nach Deutschland verschifft.
Melis Name steht stellvertretend für die unzähligen Personen, die in den früheren deutschen Kolonialgebieten – vor allem im heutigen Namibia – von Mitgliedern der Schutztruppen umgebracht wurden. Deren Gebeine missbrauchte die anthropologische Forschung im Kaiserreich zur Produktion rassistischer Diskurse. Das biologistische „Wissen“ – auch an deutschen Unis erfunden – sollte die Unterdrückung und Ausbeutung der als minderwertig konzipierten „Anderen“ gleichsam legitimieren. Heute wird der Kopf von Mangi Meli in einer jener Schädelsammlungen vermutet, die noch immer in deutschen Archiven lagern…