Der Tagesspiegel, 03.11.2018
Walter Homolka und Dmitrij Belkin stammen aus verschiedenen Welten. Im mehrheitlich katholischen Niederbayern aufgewachsen, trat Homolka Anfang der 80er Jahre mit 17 ins Judentum ein und wurde später Rabbiner. Heute ist er Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs und Professor für Jüdische Theologie an der Universität Potsdam.
Der Historiker, Autor und Kurator Belkin wiederum ist gebürtiger Ukrainer und reiste in den frühen 90er Jahren als Kontingentflüchtling auf „jüdischem Ticket“, wie er es ausdrückt, aus der kürzlich zerfallenen Sowjetunion ins frisch vereinigte „Germanija“. Seinem gleichnamigen Buch zufolge, kultivierte er erst als junger Student in Tübingen eine eigentlich jüdische Lebensform. Was aber macht diese aus? Zumal in Deutschland und Europa, wo Jüdinnen und Juden vor nur etwas mehr als 70 Jahren noch systematisch ermordet wurden?...