tip, 7.7.2015
Der Franko-Algerier Daru ist ein harter Knochen. Einst war er Kommandant in der französischen Armee und bekämpfte die Nazis in Nordafrika. Nun, ein gutes Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg, verdingt er sich in der kargen Einöde des Atlasgebirges als Lehrer arabischer Dorfkinder. Seine Welt scheint nicht besonders aufregend, die Schüler sind die einzigen Bezugspersonen.
Doch dann schleppt ihm ein alter Kamerad den gefesselten Beduinen Mohamed ins Haus, der seinem Vendetta-Codex folgend unfreiwillig zum Mörder wurde. Daru erhält den Auftrag, den Gefangenen im nächsten Dorf der französischen Justiz, also seinem Henker, zu übergeben. Er weigert sich zunächst, wird aber schließlich von Mohamed selbst überredet, so zu tun, wie ihm geheißen. Denn der fürchtet eine endlose Spirale der Blutrache, die seine ganze Familie in den Abgrund reißen könnte, klärte man seine Angelegenheit im harschen Rechtssystem der Beduinen.
„Den Menschen so fern“ – frei nach einer Kurzgeschichte von Albert Camus – ist ein existenzialistisches Wüstendrama, ein intimer Western im Maghreb, der sich zum Kommentar auf den algerischen Befreiungskrieg entfaltet. Vor einer Kulisse aus schmutzigem Gestein erzählt der Film mit Viggo Mortensen und Reda Kateb in den Hauptrollen – ganz im Sinne Camus’ – von der existenziellen Einsamkeit des Menschen und dem Einbruch des Absurden, der sich im Großen wie im Kleinen stets aufs Neue ereignen kann.