Der Tagesspiegel, 10.9.2018
Parolen und Pogromstimmung, Hetzjagden und Hitlergrüße, ein Verbund aus Neonazis, Mitläufern und Mitgliedern der falschen Alternative marschiert in Reih und Glied gegen die offene Gesellschaft an. Mag der sächsische Landesvater Michael Kretschmer (CDU) – zuletzt im Verbund mit Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen – entgegen den Fakten beteuern, es habe in Chemnitz weder Mob noch Hetzjagden gegeben, und der Innenminister Horst Seehofer (CSU) Verständnis für Hass- und Wutbürger äußern: Man muss kein Politologe sein, um zu erkennen, dass die Feinde der Demokratie nicht erst seit „Chemnitz 2018“ zahlreicher, mindestens aber lauter und selbstbewusster sind als noch vor wenigen Jahren.
Der identitär-autoritäre Turn, der in zahlreichen Ländern Europas und den USA zu beobachten ist, offenbart anscheinend eine manifeste Krise des liberalen Demokratiemodells. Die Berliner Landeszentrale für Politische Bildung hat nun in Kooperation mit der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KiGA) eine Veranstaltungsreihe organisiert, die nach dem potenziellen „Rückfall in eine autoritäre Zukunft ?“ fragt…